für Barbara, die uns am 20.11.2021
verlassen hat, eine Frau die viel
bewegte, für Frauen, für die Lesben
Szene, für Freundinnen.
Das Hervorzuhebende an Barbara ist,
dass sie über Jahrzehnte - auch als es
noch so gar nicht schick war, "queer" zu
sein, sondern viel mehr Mut erforderte -
sich als "Lesbe" sichtbar engagiert hat.
Das, ohne sich selbst zu inszenieren, viele
wissen gar nicht, wer hinter dem
Weckdienst steckt, und wie viel
LesbenFrauen-Szene Barbara über die
Jahre mitgestaltet und zum Teil
verantwortlich angestoßen hat.
Bereits Ende der 70er Jahre war Barbara
vielen aus dem Zoff in Wilhelmshaven
bekannt, wo sie mehrere Jahre, neben
ihrem Job, dem Abendunterricht für ihr
Abitur, hinter der Theke stand. Für viele
Frauen hatte sie dort schon immer ein
offenes Ohr und es gab viele politische
Gespräche.
Während der zweiten Frauenbewegung
und besonders in den späten 80ern und
dann 90er Jahren gab es in Oldenburg
eine sehr gut vernetzte, sehr sichtbare
autonome Lesbenszene.
Die "Frauendisco" im linksautonomen
Zentrum Alhambra zog an jedem 2.
Samstag im Monat Hunderte von
LesbenFrauen an, für viele Szene-
Eintrittsort überhaupt, als es noch schwer
war, andere Lesben zu finden und sich zu
treffen. Barbara hat dort über sehr viele
Jahre den Sektstand organisiert, neben
Einkauf und Aufbau war es ihr ein
Anliegen, selbst hinter der Theke zu
stehen. Der Stand war die meiste Zeit in
der neben dem Tanzsaal liegenden Kneipe,
also dort, wo es ruhiger war, und sie hatte
einen Blick dafür, welche Frau neu war
oder allein da war und war
Ansprechpartnerin für viele Frauen, sie
wurden sozusagen willkommengeheißen
und es gab viele Gespräche, Kennenlernen
an der Sektbar.
Sie hat viele Jahre im Vorstand von
"Frauen lernen gemeinsam e.V."
mitgearbeitet, der Verein betrieb
schließlich ein ganzes Veranstaltungshaus,
das "FrauenProjekteHaus" in der Stadt,
wo sich Lesbenchörin, Lesbenberatung,
Lesbenzeitung Clara etc pp Räume teilten
und auch viele Bildungsveranstaltungen
anboten (bis die Stadt die Zuschüsse
strich, es gab das Haus bis mindestens
2010).
Barbara war diejenige, die dem Verein ein
Gesicht und eine Konstanz gegeben hat.
In der Lesbenchörin (Oldenburg hat den
"dienstältesten" Lesbenchor Deutschlands,
bis heute, sich immer wieder verjüngend,
aktiv) war Barbara früher auch in den
ersten Jahren aktiv dabei.
Auf den allerersten Oldenburg-CSDs
gehörte eine von ihr organisierte "Dykes
on Bikes"-Motorradgruppe fest dazu, die
einen eigenen Block in der Parade bildete.
Sie fuhren beim CSD immer vorweg.
Der Weckdienst, mit seinem kostenlosen,
nicht kommerziellen und unverbindlichen
Service bringt alles das, was Macherinnen
und Leserinnen so aus der Szene
mitbekommen, recherchieren und für
mitteilenswerthalten, wurde von Barbara
ins Leben gerufen. Es war Barbara immer
ein Anliegen die LesbenFrauenSzene gut
zu vernetzen, es gibt ihn seit über 20
Jahren, und Barbara war unermüdlich
dabei.
Wegen der großen Nähe zu Bremen
werden auch Termine und Wichtiges aus
der Lesben Szene Bremens veröffentlicht
und mittlerweile haben sich auch viele
Frauen aus anderen Städten beim
Weckdienst angemeldet.
Am 10.11.2007 erhielt Barbara den Preis
der Michael-Sartorius-Stiftung im
Hempels, Oldenburg. Barbara Meißner
habe in besonderer Weise zur
Verbesserung der Lebenssituation von
Lesben in Oldenburg beigetragen, hieß es
in der Begründung.
Am 27.10.2019 wurde Barbara für ihr
Engagement in der LGBTIQ-Community
mit der „Goldmarie“ 2019 vom
Queeren Netzwerk Niedersachsen im
Rahmen einer Veranstaltung in Lüneburg
geehrt.
Barbara war immer mit viel Herzblut bei all
Ihrem Engagement dabei, und es war ihr
immer wichtig, wie schon früher im Zoff
und an der Sektbar im Alhambra, sie
wollte nicht nur organisieren, nein,
Barbara wollte dabei sein, selber
begrüßen, handeln und mit Frauen
reden….
Barbara hat die sogenannten
"Weckdienstpartys" mit Standardtanz
und Disco organisiert und veranstaltet, es
war für uns alle eine große Freude. Und
heute noch denken viele an diese schönen
Events, die Barbara uns allen ermöglicht
hat. Die Weckdienstparty war gelungen,
wenn frau sie dann am späten Abend auch
selbst tanzen sah. Und dieses Bild habe
ich vor Augen, wenn ich an diese tolle
engagierte Frau denke, die so gerne noch
bei uns geblieben wäre und einfach nur
leben wollte.